2017/10/08

Bridget allein an Bord


Noch nie hatte ich die Zeit, mich so intensiv auf eine Reise vorzubereiten, wie auf diese Transatlantiküberquerung. Nachdem ich 40 Jahre ununterbrochen im Berufsleben stand, hat sich meine Jobsituation geändert. Ich habe diese Pause genutzt, um meinen Traum zu zelebrieren und diesen Blog zu schreiben. Da fragt sich mancher: Was gibt es da vorzubereiten? Nix als Wasser, Essen und Trinken. Darauf könnte man realistisch gesehen die ganze Unternehmung herunterbrechen. Für mich war es aber mehr. Folgende Fragen habe ich mir gestellt:

  • Wie wird es sich anfühlen, zehn Tage auf dem weiten Ozean unterwegs und den Elementen ausgesetzt zu sein, davon sieben Tage ohne Land in Sicht?
Ich hätte noch weitere Tage den Wellenbewegungen und den sich ständig verändernden Wolkenstimmungen zusehen können, ohne dass mir langweilig wird. Eine unglaubliche Energie geht von diesem großen Ozean aus - jede Minute ist sie spürbar. Besonders dann, wenn der Wind kräftiger und der Seegang unruhiger ist. Es schwankt nicht nur, es rumpelt auch, zu vergleichen wohl am ehesten mit einem Flugzeug im Jetstream. Seekrank bin ich nicht geworden, allein ein gespanntes Kribbeln hat sich eingestellt.

 



  • Wie wird es sein, ohne Begleitung auf einem Luxusliner unterwegs zu sein?
Ich habe die Unabhängigkeit sehr genossen. Wer aber als Alleinreisender aktiv Gesellschaft sucht, dem wird es leicht gemacht: "Sailing Solos Welcome" heißen die Treffen, die vom Social Host und den Dance Hosts veranstaltet werden. Ich selbst habe irgendwie nie die Zeit gefunden, dies einmal auszutesten. Für das abendliche Diner wurde ich automatisch auf einen runden Sechsertisch gebucht, so dass ich es mir jeden Abend in angenehmer Gesellschaft schmecken lassen konnte.


  • Welche Menschen werde ich treffen?
Ich hatte an jedem Tag sehr nette Begegnungen an Bord. Wenn man mag, kann man bei jeder Gelegenheit mit den Menschen ins Gespräch kommen. Von Vorteil sind dabei natürlich englische Sprachkenntnisse. So eröffnen sich einem die unterschiedlichsten Beweggründe für die Seereise, ganze Lebensgeschichten, netter Smalltalk und neue Freundschaften.

Sofia und Bernd habe ich gleich in den ersten Stunden an Bord getroffen. Wir hatten unseren Spaß bei den Sicherheitsübungen im Kampf mit den Schwimmwesten. Unsere Wege haben uns dann immer wieder zufällig gekreuzt, als hätte das Schicksal uns bestimmt, dass wir in Verbindung bleiben. Mit Sofia habe ich (nicht nur beim Thema Stricken) eine verwandte Seele gefunden. Ich danke den beiden für die schönen, interessanten und auch lustigen Stunden an Bord!

Sofia und Bernd

  •  Ganz banal: Was packe ich ein, damit ich mich an Bord wohlfühle?
Die Investition in den Special Service bei Breuninger hat sich für mich absolut gelohnt. Ein Cocktailkleid und meine zwei langen Hosenkleider (neudeutsch: Jumpsuits) waren für die formellen Abende perfekt. Ich habe mich sehr wohlgefühlt und alles war den Anlässen angemessen, ohne übertrieben zu sein. Ich freue mich schon darauf, die Teile bei einem der nächsten Opernbesuche in Stuttgart auszuführen! Fazit: Ein paar wenige Basics, die sich untereinander gut kombinieren lassen, sorgen jeden Tag für Abwechslung - tagsüber und am Abend.

  • Wird die Wirklichkeit meinen Vorstellungen gerecht, oder ist alles ganz anders? 
Meine Erwartungen wurden sogar übererfüllt. Ich hatte nicht im Traum gedacht, dass mir die Überfahrt so viel Vergnügen bereitet. Wichtig war mir allein das Erlebnis der Seetage. Ich werde wohl nie der Kreuzfahrttyp werden, der von Stadt zu Stadt oder von Strand zu Strand cruist. Eines kann ich mir aber auf jeden Fall vorstellen: Die Transatlantikpassage in umgekehrter Richtung zu unternehmen. Dann von New York über Neuengland und Kanada nach Hamburg. Und eine Tour auf der Hurtigrute entlang der norwegischen Fjorde. Auf meinem Fenstersims steht bereits ein goldenes Sparschwein....

  • Und: Wie wird es in New York sein? 
Das ist ein neues Kapitel, das ich bald an dieser Stelle aufschlagen werde.

2017/10/07

Sitz-Gelegenheiten

gibt es auf der QM2 genügend. Auch wenn es den Anschein erweckt, das Schiff wäre ausgestorben: Die Queen ist voll belegt. Für meine Aufnahmen habe ich mir die Momente ausgesucht, an denen die Lounges in der Regel nicht so gut besucht sind. Obwohl, ein Champagner am Morgen...? Besonders gut haben mir an der Champagner-Bar die großformatigen Scharz-Weiß-Fotografien mit prominenten (Film-)Paaren gefallen.


Und natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, einen Champagner-Cocktail zu testen:

Das Bild habe ich auf dem wunderbaren Blog https://shewearsmanyhats.com/ gefunden, wo es zum Teilen bereit stand. Das Rezept hat Grand Marnier spendiert. Dieser Likör wurde bereits auf der Titanic getrunken. Man hat Flaschen davon in ihrem Wrack entdeckt.


Bequem sitzen und entspannen lässt sich auch im Theater und auf einem der Durchgangsflure. Jede Ecke ist genutzt. Von hier aus lässt sich sehr schön die See beobachten.


Der Chart Room ist mein Treffpunkt am Ausschiffungsmorgen. Da macht sich eine wehmütige Stimmung breit. Deck 11 sitzt hier versammelt auf gepackten Koffern und wartet auf den Aufruf, sich von Bord zu begeben.


Nachmittags und am Abend sind der Chart Room und der Commodore Club gut besucht. Die Barkeeper geben ihr Bestes!





2017/10/06

Baked Alaska

Der letzte formelle Abend im Britannia Restaurant wird gekrönt von der Parade der Köche. Sie haben es verdient, beklatscht zu werden - die Speisen waren köstlich. Angefangen beim knusprigen Brot bis hin zum Dessert hat sich die Küche wirklich etwas einfallen lassen. Man bedenke: Um die 2.600 Gäste wollen auf hohem Niveau bekocht werden, verteilt auf zwei Schichten. Meiner Meinung nach eine logistische Meisterleistung. Traditionell steht an diesem Abend auch "Baked Alaska" auf der Speisekarte. Der Name des Desserts ist gebackene Geschichte: Diese spezielle Eisbombe wurde angeblich erfunden, als 1867 die USA den Russen Alaska abkauften. Beim Festbankett im berühmtesten New Yorker Restaurant "Delmonico's" wurde den hungrigen Gästen diese Süßspeise serviert. Und hätte ich beim Vortrag von Ivo Mechtel über die berühmten Oceanliner nicht aufgepasst, wäre mir das glatt entgangen!

 Fotos und Collage: Brigitte Kehl

Kurvenstar

... mit wenigen Ecken und Kanten.



 

Ein Flügel der Brücke

  
 

 Fotos: Brigitte Kehl


2017/10/05

Wasser marsch!

Es war nicht einfach, bei meinen Deckrundgängen ordentliche Bilder zu machen. Der Wind war so stark, dass es die Kamera ständig hin- und hergerissen hat. Einen Vorteil hat aber auch eine steife Brise: Es traut sich kaum einer auf die oberen Decks. Mal kurz die Nase in den Wind halten, und dann schnell wieder in den Windschatten oder ins gemütliche Innere. Werden Deckbereiche wegen "High Winds" abgesperrt, wird dies per Bordfernsehen mitgeteilt. Die Ausgänge sind dann mit roten Absperrbändern versehen. Wer diese ignoriert, tut sich schwer damit, sich auf den Beinen zu halten... Und auf "Man over board" hat nun wirklich keiner Lust.

Ob das Hundedeck auch davon betroffen ist? Ich habe es nicht herausbekommen. Mitreisende Hunde haben jedenfalls ihren eigenen Bereich fürs Gassigehen. Damit sich sowohl englische wie auch amerikanische Hunde standesgemäß erleichtern können, hat Cunard Vorsorge getroffen: Ein roter Hydrant und ein schwarzer Laternenpfahl lassen Frauchens oder Herrchens Liebling die Wahl. Ist es dem Hund schnurz, nimmt er einfach den Rinnstein.



Wo wir schon beim Wasser sind: Anschlüsse gibt es an Bord reichlich. Wo der passende Schlauch zu finden ist, verrät die Wasserschlange, wie ich das Symbol auf dem Kasten genannt habe.


Große und kleine Wasserschlange




Deckspaziergang

Acht Tage sind wir schon unterwegs, und bald heißt es Abschied nehmen von der QM2. Zeit für einen letzten ausgiebigen Deckausflug und nochmals das wunderschöne Schiff genießen! Die Ästhetik lässt Raum zum Atmen, und am liebsten mag ich es ganz früh morgens oder am Abend.










Fotos: Brigitte Kehl


2017/10/04

Into the great wide open

Under them skies of blue...

Die Musik von Tom Petty hat mich auf meiner Reise begleitet. Nun bleibt die Erinnerung an einen großartigen Musiker, dessen Songs mich von Jugend an begleitet haben. Ich schicke ihm ein paar Sonnenaufgangs-Wolken: wild genug, dass sie ihm und seiner genialen Musik gerecht werden, Sehnsucht erweckend, wenn man die Lieder der Heartbreakers dazu hört.



40° 39.5N 066° 4.1W   Wed 06September 2017

Fotos: Brigitte Kehl

2017/10/03

Knitting Club

Needlework & Knitting heißt ein Nachmittagstreffen, welches in der Carinthia Lounge stattfindet. Heißt: Die Damen treffen sich zum Stricken und Sticken. Das Strickzeug ist als Accessiore an Bord ebenso wenig wegzudenken wie das Buch. Und: Stricken verbindet. Kaum habe ich mein Strickzeug ausgepackt, werde ich angesprochen, was das denn werden wird. Und dass betreffende Lady ihre Wolle ebenso dabei, aber gerade leider nicht greifbar hat. Oder sie strickt zufällig auch schon beim Warten auf das nächste Event, bei Drinks oder Kaffee. Und schon ist man im schönsten Gespräch über Muster, Wolleläden in New York (darauf werde ich anderer Stelle noch eingehen) und Gott und die Welt.

Das Treffen habe ich nur einmal besucht. Social Host Tommy - einer der zwei Unterhaltungsdirektoren und Hipster par excellence - war dazu verdammt, die Betreuung der Ladies zu übernehmen. Natürlich nicht ohne Wolle und Nadeln in der Hand. Mit gequältem Gesichtsausdruck mühte er sich ab, ein paar Maschen auf die Nadel zu bekommen. Tatkräftige Unterstützung seitens der Damen war ihm zwar vergönnt, so wirklich glücklich hat ihn das aber nicht gemacht. Da sind Headset, Klemmbrett und Handy wohl schon eher sein Metier. Comedian Mike Doyle hat ihn prächtig parodiert - wie er fliegenden Schrittes durch die Flure eilt, Kamerateams und Fashionshows betreut und geschäftig gestikuliert. Wie es sich für einen Medienmenschen eben gehört ;-)

Mein Projekt, das mit auf die Reise durfte, ist "Alexandras Airplane Scarf". Nix Kompliziertes, perfekt, um sich nebenher zu unterhalten. Zu Hause ist er zwischenzeitlich auch etwas gewachsen.


2017/10/02

Lost in Translation

Zwei große Themenbälle werden an Bord der Queen Mary II gegeben: Im Fall meiner Reise ein Black & White Ball und das Thema Roaring Twenties. Letzteren Ball habe ich schnell wieder verlassen, es war mir doch etwas zu gediegen. Dafür war es im Golden Lion Pub um so lustiger. Karaoke-Abend war angesagt, und einige Gäste haben wirklich hörenswerte Songs präsentiert. "Arnold" war ganz oft an der Reihe: Ein mindestens Mittsiebziger gab einen Querschnitt des Rat Pack Repertoires zum Besten. Kein Mensch im Pub, der bei "New York, New York" von Frank Sinatra nicht lauthals mitgesungen hätte.

Mein Cocktail des Abends: Lost in Translation. Der ist wiederum nicht nach dem Film mit Bill Murray und Scarlett Johansson benannt (wie ich vermutet hatte). Anscheinend hat er seinen Ursprung in Anlehnung an die TV-Serie "Boardwalk Empire", die in den 20er Jahren während der Prohibition spielt. Was wiederum zum Thema des Balls passt, den ich geschwänzt habe.

Foto: Brigitte Kehl
 Meine Quelle, der "Telegraph" sagt dazu:

"A few of these, and you’ll be doing the Charleston all night."

Den Black & White Ball fand ich viel schöner. Tolle Stimmung, gute Musik und ein Tango, während dem ich meinem Tänzer ziemlich auf die Zehen getreten bin. Für alle Tanzgelegenheiten - und die gibt es an Bord jeden Tag und zu fast jeder Uhrzeit - gibt es sogenannte Gentlemen Hosts, die sich um Damen ohne Tanzpartner kümmern. Auch eine Dame ist dabei, damit sich tanzbegeisterte, allein reisende Herren, nicht einsam fühlen. Die unterschiedlichsten Gründe bewegen die Menschen dazu, ohne Begleitung zu reisen. Die einen haben Flugangst, der Partner hat aber keine Lust auf eine Seereise, andere genießen ihre Unabhängigkeit, wieder andere hängen an einen Businesstrip eine Ferienwoche dran oder beenden eine Europa-Tour durch die Überfahrt nach New York. Manche ältere Mitreisende haben aber auch einfach ihren Partner verloren und fühlen sich in der vielfältigen Gesellschaft an Bord wohl.

Die Cunard Singers and Dancers sind immer für eine Show gut - so auch zu Beginn des Balls im Queens Room, der festlich herausgeputzt wurde. Mein Drink des Abends: ein Negroni. Den wollte ich schon immer mal probieren.

Foto: Cunard Lines, Bearbeitung: Brigitte Kehl


Foto: Brigitte Kehl


Mein Outfit des Abends





2017/10/01

Himmelsleuchten

Egal ob Sonnenauf- oder untergang: Ich könnte ständig draußen sein und den Himmel und die Wellen beobachten. Es sind aber auch fast ausnahmslos spektakuläre Momente! Die Weite vermisse ich jetzt schon.



 

Fotos: Brigitte Kehl

Floating Sea

Am 4. September passieren wir südlich der Grand Banks in Neufundland. In diesem Gebiet beträgt die Meerestiefe normalerweise 3000 Meter. An dieser Stelle ist das Wasser jedoch nur 60 Meter tief. Die Grand Banks bildet einen Teil der Kontinentalplatte, welche von Neufundland nach Nordamerika in den Atlantik reicht. Es ist bekannt für seine fantastische Unterwasserwelt, seinen Fischreichtum und dicke Nebelbänke.

Ich habe an dieser Stelle versucht, die Wellenbewegung durch längere Belichtungszeiten einzufangen (allerdings aus der Hand, ohne Stativ).




 


 Fotos: Brigitte Kehl